Wer kennt ihn nicht,
den Nationalhelden Wilhelm Tell? Dank Friedrich von Schiller und
seinem klassischen Drama Wilhelm Tell gilt er als Symbol für
Freiheit und ist er auf der ganzen Welt bekannt. Wer ist nicht
ergriffen, wenn er die Taten von Wilhelm Tell miterlebt?
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Tell-Denkmal in Altdorf |
Seine Geschichte ist von Geheimnissen und Unsicherheiten umrankt
und sein Bild findet sich auf der Rückseite jedes 5 - Franken -
Stücks. Kein Zeitdokument bestätigt mit Sicherheit die Existenz
Tells. Man weiß aber auch ganz allgemein äußerst wenig über
die geschichtlichen Ereignisse in den Waldstätten aus der Zeit
um 1291.
Alles weist jedoch
darauf hin, dass sich tatsächlich etwas Einzigartiges ereignet
hat, dass jemand ein Zeichen gesetzt hat zum Widerstand gegen
fremde Einmischung. Ein Ereignis, das sich tief in der
Erinnerung des Volkes festgesetzt hat.
Inzwischen ist Tell mehr als eine bloße Heldengestalt. Tell
verkörpert einen großartigen Mythos: Den einigenden und
staatsgründenden Mythos einer Nation, den Mythos der Freiheit
und des Rechts der Völker auf Selbstbestimmung.
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Tell-Spielhaus in Altdorf |
Zeitenwandel
Die Kultur Europas
durchlebt eine stürmische Entwicklung. Die himmelstrebenden
gotischen Dome werden erbaut. In Italien künden die Fresken von
Giotto schon die Renaissance an. Dante verfasst die ,,Göttliche
Komödie". Franz von Assisi und Thomas von Aquin erneuern den
christlichen Geist. Marco Polo reist bis nach China. Frankreich
wird unter Philipp dem Schönen zum modernen Großstaat. Das
deutsch-römische Reich, zu dem unsere Täler gehören, ist in zwei
Lager gespalten: Das eine hält zum Papst, das andere zum Kaiser.
Die Lage ist überall gespannt, auch wenn Europa noch nicht von
den später hereinbrechenden Katastrophen erschüttert ist:
Hunger, Pest und Krieg.
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Tell-Musem Bürgeln im Wattigwilerturm |
Die
Habsburger und die Waldstätte
Die Grafen von
Habsburg machen sich die verworrene Lage zu Nutzen. Durch Erbe,
Heirat und Gewalt haben sie ihre Hausmacht stark erweitert, ihr
Territorium vergrößert. Die Habsburger erstreben nun die
Kontrolle über den wirtschaftlich und strategisch wichtigen
Gotthardpass und seine Zugangstäler. Wo immer möglich erwerben
sie Rechte und Landbesitz in der Region. Überall stellen Sie
Beamte, Richter und Steuereintreiber, "Vögte". So unterwandern
sie die Machtstrukturen in unsern Tälern.
1273 wird Rudolf
von Habsburg zum König gewählt. Er missbraucht die königliche
Macht, um das Herzogtum Österreich seinen Stammlanden
einzuverleiben. Das Urserntal ist bereits seit längerer Zeit
unter seiner Kontrolle. Im April 1291 erwirbt er käuflich die
Stadt Luzern. Die Waldstätte sind eingekreist. Doch im Juli 1291
stirbt König Rudolf. Die unsichere politische Lage nach seinem
Tod ist Anlass zum Bund der Waldstätte vom Anfang August 1291.
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Rütliwiese am Vierwaldstättersee |
Das Zeichen
Tells
Vor diesem
Hintergrund muss das Eingreifen Tells verstanden werden. Was tut
er ?
Er gibt seinem Volk ein Zeichen. Das Zeichen der Weigerung, sich
der von den Habsburgern angestrebten Herrschaft zu beugen. Es
ist der Aufruf, die Freiheit, die Unabhängigkeit zu bewahren.
Das Bergvolk will die Verhältnisse nicht ändern, will Herr
seiner Angelegenheiten bleiben, frei im Handel und frei auf
seiner wichtigen Verkehrsstrasse.
Tells Weigerung,
den Hut des Vogtes zu grüssen, der als anmaßendes Zeichen
fremder Macht auf dem Platz in Altdorf aufgestellt ist, drückt
deutlich die Meinung all seiner Landleute aus. Gessler, der
Landvogt, lässt Tell verhaften. Zur Strafe befiehlt er ihm,
einen Apfel vom Kopfe seines Sohnes zu schießen. Tell
vollbringt die Tat, gesteht aber, dass er nicht gezögert hätte,
den zweiten Pfeil auf den Vogt abzuschießen, hätte der erste
sein Ziel verfehlt. Zornerfüllt lässt Gessler Tell auf sein
Schiff bringen. Er will ihn ins Verließ seiner Burg nach
Küssnacht führen. Ein aufkommender Sturm gefährdet die
Überfahrt. Tell wird von seinen Fesseln befreit, um das
abtreibende Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Er steuert das
Ufer an, springt auf eine Felsplatte und flieht. Bei Küssnacht
wartet Tell die Rückkehr des Vogtes ab und tötet ihn.
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